Pierre Drieu la Rochelle (1893–1945) studierte politische Wissenschaften in seiner Geburtsstadt Paris und nahm als Frontkämpfer
am Ersten Weltkrieg teil. In seinen Romanen vor allem die Dekadenz der französischen Bourgeoisie der Dritten Republik
darstellend, wirkte er als politischer Publizist zunächst im Umfeld der Surrealisten, bevor er sich mit André Breton
und Louis Aragon unter anderem aufgrund deren kommunistischer Koketterie überwarf.
Drieu la Rochelles politische Essays, die er nach dem Ersten Weltkrieg schrieb, atmen den Geist der europäischen
Einigung. Ab 1934 glaubte er, den Motor zu diesem Lebenstraum in einer stark modifizierten Variante des Faschismus zu
sehen. Er entwarf in zahlreichen Essays und Aufsätzen Bilder eines sozialistisch und föderalistisch grundierten »Eurofaschismus«,
der sich gegen (amerikanischen) Kapitalismus und (russischen) Kommunismus wandte.
1940 ging Drieu la Rochelle in die Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht und publizierte in allen
relevanten Organen der verständigungsbereiten französischen Rechten. Bis 1944 leitete Drieu la Rochelle zudem die führende
intellektuelle Zeitschrift in Frankreich, Nouvelle Revue Française. Im März 1945 nahm sich der Dandy, Romancier
und politische Theoretiker Pierre Drieu la Rochelle das Leben, nachdem er seinen letzten Roman vollendete und bereits
vorher eine scharfe Abrechnung mit der nationalsozialistischen Europapolitik vorgelegt hatte.
In Deutschland weitgehend ein Geheimtipp, gilt Drieu la Rochelle in Frankreich heute als Klassiker und wurde
2012 in die Bibliothèque de la Pléiade aufgenommen.